Transgenialer CSD 2013

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Rattenchor: Wir Ratten, vereinigt, wir mögen Polizei nich!

Aufruf:
Liebe Menschen,

Wir möchten Euch informieren wie der t*CSD dieses Jahr aussieht:

Von Montag, den 17.6.- Freitag, 21.6. findet eine Workshopwoche statt.
Dazu gibt es am Wochenende ein Programm mit allen Infos. Am Samstag, den 22.6. findet die t*CSD Demo statt. Auftaktkundgebung ist um 14 Uhr am Platz der Luftbrücke.
Abschlusskundgebung ist ab ca. 18 Uhr am Mariannenplatz.
In diesem Zeitraum wird es Redebeiträge und Performances geben.
Ein Straßenfest wird es dieses Jahr nicht geben.

Es gab nach der t*CSD Soliparty am 18.5. und dem ersten offenen Treffen danach Kritik an der /weiß/-dominierten Orga-Struktur des t*CSDs. Damit haben wir uns beschäftigt, weil wir die Diskussion wichtig finden. Für uns hat sich aufgrund der Kritik, dem Wunsch sich dafür Zeit zu nehmen, und der gleichzeitigen Tatsache, dass der t*CSD zeitnah stattfindet, und wir nur sieben Menschen in der Orga sind – die Frage gestellt ob und wie das Ganze dieses Jahr aussehen kann, und was wir überhaupt schaffen können.
Es gab ein offenes Treffen dazu, weil wir uns innerhalb der Orga-gruppe nicht einig waren, und das nicht alleine entscheiden wollten.
Auch auf dem Treffen gab es unterschiedliche Meinungen.
Relativ schnell war klar, dass die Demo und die Workshopwoche als politisch wichtig empfunden werden.
Diskutiert wurde über Sinn, Zweck und politische Notwendigkeit vom Straßenfest.

Verschiedene Positionen in den zwei offenen Treffen und innerhalb der Orgagruppe waren:

  • aufgrund der seit einigen Wochen stattfindenden Diskussionen zu Rassismus in der queeren Szene gibt es nichts zu feiern
  • es ist wichtig die Bühne zu nutzen, um Rassismus und andere Dinge zu thematisieren
    es soll alles stattfinden wie immer, weil es die Befürchtung gibt, dass sonst einige wenige Leute, die die Rassismus Diskussion öffentlich weiter führen, für ein Ausfallen des Straßenfestes verantwortlich gemacht werden, und das wäre falsch
  • Es gibt keine Kapazität und nicht genügend Leute, die sich beteiligen, deswegen absagen
  • es steckt viel Netzwerkarbeit innerhalb des Kiezes im Straßenfest, und ist mehr als nur Feiern
    einen Tag lang die Straße erobern, ist ein wichtiger Ausdruck queerer Protestkultur
    es wird hauptsächlich getrunken und gefeiert, das Bühnenprogramm und damit die politischen Inhalte gehen unter
  • das Problem ist nicht das Straßenfest, sondern liegt in Strukturen
    immer wieder gibt es rassistische Vorfälle in der queeren Szene, meist gibt es ein kurzes Hochkochen und wenig Konsequenzen, vielleicht macht es Sinn mal was ausfallen zu lassen, damit mehr Leute aufgerüttelt werden

Frage: was für ein Zeichen würde es setzen, das Straßenfest ausfallen zu lassen
einige waren unentschlossen oder hatten keine fertige Meinung

Im Endeffekt gab’s nicht genügend Zeit das auszudiskutieren und zum Beispiel auch die Perspektiven der Performer_innen, der Gruppen, die Infostände und Soli-stände beim Straßenfest machen (und darüber ihre politische Arbeit finanzieren), und viele andere mehr einzubeziehen, und in der nach wie vor kleinen Orga-gruppe, keine Kapazität das in der kürze der zeit noch zu organisieren.

So ist es dieses Jahr. Das ist der Stand der Dinge.

Wir sehen das als Chance, die bisherigen Strukturen aufzubrechen.
So wie es war, soll’s nicht weiter gehen. Der t*CSD ist das, was linke, queere Menschen aus ihr machen. Er sollte von mehr Menschen getragen und organisiert werden, mit verschiedenen Hintergründen, Lebensrealitäten und Positionen.

Uns ist es wichtig, dass sich die Auseinandersetzungen nicht im Sand verlaufen. Es gibt viel zu diskutieren, um Dinge zu verändern. Deshalb wird es in 6 bis 8 Wochen nach dem t*CSD eine offene Einladung von der Noch-orga-gruppe geben.
…in process

Route:

route

Trailer:

wish from alogonom on Vimeo.

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Stellungnahme zur Kritik an der t*CSD-Orgagruppe

Am 18.5.2013 fand im Rahmen der t*CSD-Soliparty eine Performance statt, die rassistische Wörter enthielt – unter anderem das N-Wort.

Die t*CSD-Orgagruppe hat daraufhin zu einem offenen Treffen am 23.5.2013 eingeladen, um zu dem Auftritt Stellung zu nehmen und sich berechtigter Kritik zu stellen. Zu Beginn dieses Treffens wurde von queeren PoC/Schwarzen/Roma/weißen / ein Statement eingebracht, in dem Kritik an dem Auftritt sowie an der Einladungspolitik zu dem offenen Treffen formuliert wurde.

(Statement siehe weiter unten auf dieser Seite)

Dazu möchten wir uns nun äußern.

Zuerst möchten wir uns für die vorgebrachte Kritik und den Input bedanken.

Wir haben aus dem Statement als zentrale Punkte das „Fehlen notwendiger Awareness gegenüber rassistischer Strukturen und des angebrachten Umgangs damit“ und „die Vereinnahmung des Widerstands von PoC, Schwarzen und Rroma“ ins Zentrum unserer Diskussion gerückt.

Am Ende des Statements findet sich unsere Perspektive auf die Ereignisse rund um das offene Treffen. Wir möchten dies jedoch nicht in das Zentrum stellen.

Die Kritik an der mangelnden Awareness nehmen wir an und finden wir berechtigt. Wir haben in unserem Umgang mit dem Auftritt eine falsche Entscheidung getroffen. Diese Situation ist für uns ein Beispiel für die Kluft zwischen verbalem Antirassismus und realen Situationen und
Nicht-Handeln in eigenen Zusammenhängen.

Wir möchten an diesem Punkt nicht stehen bleiben, sondern uns intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie ein Intervenieren aussehen kann oder was dazu führt, dass es häufig zu Situationen kommt, in denen nicht interveniert wird. Oder wie es von einem Orgagruppenmitglied formuliert wurde: Wir sind Schweine in einem Schweinestall-System – und wir wollen gemeinsam raus.

Unser Interesse als /weiße/ Teile des Orga-Teams ist es, sich solidarisch mit antirassistischen Kämpfen von PoC/Schwarzen/Rroma zu verhalten, und diese, da, wo es möglich ist, gemeinsam zu führen. Unser Interesse ist es auch die /weiß/- dominierten Räume in denen wir uns bewegen zu verändern. Die momentane t*CSD-Orga hat es bisher versäumt, daran aktiv zu arbeiten. Das möchten wir ändern.
Bezogen auf den t*CSD sehen wir daher verschiedene Punkte, die wir im breiteren Rahmen mit queeren PoC/Schwarzen/Rroma/weißen/ diskutieren möchten.

Die Kritik spricht die Bildung von Machtstrukturen an. Dass bedeutet für uns, das es notwendig ist, die Orgastrukturen des t*CSDs transparent zu machen und aufzubrechen. Es gibt seit Jahren verschiedene Formen den t*CSD vorzubereiten und Versuche der Veränderung. Von spontanen Gruppen über offene Plena bis zu einer Arbeitsgruppenstruktur mit Delegiertenplenum. Der tCSD wurde jahrelang maßgeblich von, und über die Jahre immer wieder mit POC/Schwarzen Menschen gemeinsam organisiert und getragen. In diesem Jahr gab es eine relativ konstante Orgagruppe, Arbeitsgruppen zu den einzelnen Bereichen (Bühne, Demo, Workshop, Awareness) und Netzwerktreffen, der beteiligten Gruppen/Einzelpersonen, in denen die Demo vorbereitet wurde. Trotz des Versuches der Öffnung, um zentrale Entscheidungen (Motto, Aufruf, Route) nicht mehr in der Orga-Gruppe zu treffen, werden alle anderen Entscheidungen im Orgaplenum nach dem Konsensprinzip getroffen. Dies ist problematisch, und wir nehmen an diesem Punkt die Kritik an /weißen/ Strukturen an und möchten sie zur Diskussion stellen.

Einladungungspolitik/ Offene(?) Orga:

Die Menschen, die den t*CSD vorbereiten, tun dies aus verschiedenen Motivationen, meist zusätzlich zur Lohnarbeit. Was uns verbindet, ist der Anspruch den Raum für linke queere Menschen und Gruppen zu schaffen. Einen Raum zur Auseinandersetzung, der Sichtbarkeit und in dem wir zusammen feiern.

Die Beteiligung an der Vorbereitung funktioniert theoretisch nach eigener Entscheidung. Es gibt theoretisch keine Instanz, die einlädt und die Vorbereitungsgruppe auswählt. Sondern Menschen entscheiden sich selbst einen Teil ihrer Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Praktisch jedoch, beteiligt man sich an Strukturen, wenn man diese für einen selbst offen erlebt. Wir als aktuell Vorbereitende bringen alle unsere Sozialisation (überwiegend /weiß/, westlich) mit, bewegen uns in einer queeren/linken Szene mit entsprechenden Codes, Verhaltensmustern und Redeverhalten. Das heißt, Einige entwickeln zusammen ein Verhalten, das sie nicht ausreichend reflektieren. Dies öffnet und verschließt den Zugang für unterschiedliche Leute. An all das denken wir, wenn im Statement die Einladung zum offenen Treffen kritisiert wird.

Zur Kritik an der „Vereinnahmung des Widerstands von PoC/Schwarzen und Rroma möchten wir sagen, dass das an keinem Punkt unsere Absicht war. Wir sehen, dass es vor Allem PoC/Schwarze/Rroma sind, die Rassismus benennen, und trotz massiver Widerstände die Auseinandersetzungen tragen. Unter Anderem auch die Menschen, die seit mehreren Wochen durch das aufmerksam machen auf rassistische Inhalte im Berliner queeren Netz einer unsäglichen und Rassismus produzierenden „Diskussion“ ausgesetzt sind.
Es muss darum gehen, /weiß/-dominierte Räume und Strukturen zu öffnen und aufzubrechen. Deshalb wünschen wir uns, dass alle /weiß/-dominierten, linken, queeren Strukturen und Räume für sich die Chance nutzen sich damit auseinanderzusetzen, wie und wodurch
Ausschlüsse entstehen, und wie sich das ändern lässt.

Weitere offene Treffen werden in Zukunft von uns ausgehen, und gerne kann mit vielen Menschen anhand des t*CSD diskutiert werden, wie ein Raum entstehen kann, der einen barrierefreien Zugang für PoC/Schwarze/Rroma ermöglicht. Wir sehen es ausdrücklich als wichtig an, dass PoC/Schwarze/Rroma an der Diskussion beteiligt sind, und es Raum für Wünsche und Forderungen gibt.
Dafür wünschen wir uns allgemein für die Zukunft, dass Prozessen und Auseinandersetzung Zeit eingeräumt wird. Die sofortige online Veröffentlichung des Statements kurz nach dem Verlesen auf dem offenen Treffen hat großen Druck erzeugt und Raum für Misstrauen geöffnet.

Vergangene, breitere Diskussionen über Rassismus in linken, queerfeministischen Zusammenhängen sind oft so geendet, wie wir es gerade befürchten. Sie verlaufen nach endlosen Reproduktionen und weiteren Verletzungen im Sande, und es ändert sich nicht wirklich was.

Generell würden wir gerne dahin kommen, dass in linken Zusammenhängen alles mitgedacht wird, und die Kämpfe mehr zusammenkommen. Ein wichtiger Teil dabei ist unserer Meinung nach, die Kritikfähigkeit der jeweils nicht Betroffenen, wenn man auf etwas aufmerksam gemacht wird.

Homo/Transphobie, Rassismus, Sexismus, Klassismus, Antisemitismus, Audismus, Ableismus, Antiromaismus – viele sind mehrfach betroffen! Diese gesellschaftlichen Strukturen und Ausschlüsse, die sich auch in der linken Queerszene wieder finden, und der Kampf dagegen, sollen nicht miteinander konkurrieren.

Den Begriff „Alibi-POC“ zu benutzen empfinden wir als schwierig und unsolidarisch, PoC/Schwarzen/Roma gegenüber, die sich in /weiß/-dominierten Räumen bewegen.

Konkret steht der t*CSD vor der Tür. Die Frage, ob/wie der t*CSD 2013 in diesem Jahr stattfinden kann/soll steht im Raum. Wir als Orga sind gespalten zwischen der Verantwortung dem Tag gegenüber, dem verantwortungsvollen Umgang mit der Kritik und ganz banal unseren Kapazitäten.

Die Demo bietet noch viel Raum für (Rede)beiträge und wir möchten auf diesem Wege alle queeren PoC/Schwarzen/Rroma einladen inhaltlich im Endspurt mitzuentscheiden oder durch Redebeiträge Positionen einzubringen. (Das nächste Demo-Orgaplenum findet am 6.Juni um 17h im IZH/ Ohlauer Straße 12 statt. Kommt vorbei oder schreibt uns eine Mail: tcsd_network@riseup.net)

Konkret möchten wir, im Rahmen der Workshopwoche oder nach dem t*CSD, zu einem weiteren offenen Treffen zur Bearbeitung von Rassismus in queeren/weiß /dominierten Räumen einladen. Es sollte zeitnah sein, den genauen Zeitpunkt entscheidet von unserer Seite aus die Kapazität. Wir würden dies gerne mit euch, die beim letzten Treffen das Statement verlesen haben, vorbereiten bzw. mit euch gucken, was es braucht, um ein offenes Treffen zu organisieren.

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Die Ereignisse rund um das offene Treffen aus Sicht der t*CSD-Orga:
Wir sehen eure Perspektive und erkennen sie an. An dieser Stelle möchten wir gern unsere Perspektive darstellen.

Wir haben zu einem offenen Treffen eingeladen, ohne Podium. Da es ein offenes Treffen war, und wir weder einschätzen konnten wer, noch wie viele Menschen kommen, wollten wir eine Moderation haben. Es hat sich ziemlich schnell eine /weiße/ Person, angeboten, die Sensibilität in Bezug auf Rassismus mitbrachte. Es war uns wichtig, dass in der Moderation PoC/ Schwarze/Rroma Positionen vertreten sind, mit dem Versuch „aware“ zu sein, eine bessere Situation zu schaffen, in der sich PoC/Schwarze /Rroma eingeladen fühlen. Daher haben wir in unserem Freundeskreis, und offen über den t*CSD-Verteiler gefragt. Parallel gab es Vorschläge durch die /weiße/ Moderationsperson und über den t*CSD-Email- Verteiler.

Die /weiße/ Moderationsperson hat eine /Schwarze/ Moderationsperson angefragt.

Diese hat die Zusage zu Moderieren an die Bedingung geknüpft, dass namentlich zwei queere PoC/Schwarze/Rroma Personen persönlich von der t*CSD-Orga zum offenen Treffen eingeladen werden, um zu sichern, dass weitere PoC/Schwarze/Rroma Positionen vertreten sind. Sie hat auch geäussert, dass sie eine der beiden Personen selber kennt, und sie auch schon gefragt hat, ob sie kommt, es aber dennoch wichtig findet, dass beide persönlich von der Orga eingeladen werden.

Wir haben daraufhin gesagt, dass wir den Wunsch verstehen und dass es ein offenes Treffen ist, und selbstverständlich alle eingeladen sind. Wir sind davon ausgegangen, dass der Hinweis, dass es sich um ein offenes Treffen handelt, ausreicht. Wir haben auch mitgeteilt, dass auch in der Orga PoC Positionen vertreten sind.

Die gesamte Kommunikation dazu verlief über E-mail und unter Zeitdruck.

An diesem Punkt hätten wir es im Nachhinein besser gefunden, wenn wir uns die Zeit genommen hätten, noch mal genauer nachzufragen und persönlich Kontakt mit der Moderation aufzunehmen.

Mit dem Wissen, dass in den oft /weiß/-dominierten Diskussionen um Rassismus, dieser meist reproduziert wird, waren wir befangen, Personen in ihrer Funktion als PoC/Schwarze/Rroma anzusprechen. Denn wir dachten, dass es ihnen selbst überlassen sein soll, sich das reinzuziehen.
Wir haben aber verstanden, dass es wichtig gewesen wäre, auf die Forderung einzugehen. Die beiden Personen und weitere PoC/Schwarze /Rroma fühlten sich dadurch nicht eingeladen, und wir sehen unseren Anteil daran. Dies tut uns leid.

Eine Abstimmung über die Teilnahme von den vorgeschlagenen Personen innerhalb der Orga hat es nicht gegeben.

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Abschließend möchten wir noch sagen, dass wir weitere Diskussionen über Facebook oder andere Online-Foren politisch nicht sinnvoll finden, und uns daran nicht beteiligen. Vor Allem haben die meisten Seiten keine wirkliche Moderation, die politisch diskutiert wurde, und werden somit zu einem Raum in dem scheinbar fast alles stattfinden kann.
Insgesamt wünschen wir uns, dass sich mehr queere Gruppen und Menschen in die politische Diskussion einbringen, abseits von Emaillisten und Facebook.

Lasst uns zusammenkommen und etwas anderes versuchen.
Die t*CSD Orga 2013

PS: Dieses Statement ist das Ergebnis von zwei Nächten Diskussion und Auseinandersetzung von sieben unterschiedlichen Menschen, die momentan die t*CSD Orga sind, und bildet genau das ab. Es erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und einer ‚perfekten‘ politischen Position. Es ist ein Versuch einen konstruktiven Beitrag zu leisten, zu einer Auseinandersetzung die wir wichtig und dringend finden.

PPS: Das „wir“ und „uns“ bezieht sich in diesem Text auf die momentane t*CSD Orgagruppe.

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Statement zum offenen Treffen des t*CSD zum Umgang mit rassistischen Vorfällen

Am Samstag, den 18.05.2013 fand im SO36 die Soli-Party für den transgenialen CSD statt. Bei diesem Event wurden auf der Bühne rassistische Bezeichnungen unter anderem das N-Wort verwendet. Die Orgagruppe des t*CSD wusste bereits vor dem Auftritt um den rassistischen Inhalt der Performance, entschied sich aber leider dafür den Ton leiser zu drehen, was im Endeffekt technisch missglückte, anstatt die Performance komplett zu streichen.

Dies zeugt von einem massiven Fehlen notweniger Awareness gegenüber rassistischer Strukturen innerhalb der Queerszene und des angebrachten Umgangs damit. Diese Strukturen ermöglichen überhaupt solche rassistischen Vorfälle.

Positiv bewerteten wir das sehr schnelle öffentliche Statement, in welchem das Orgateam ihre Versäumnisse einräumte und sich entschuldigte. Diese Einsicht wurde jedoch erst durch die Intervention aus dem Publikum bei dem Auftritt selbst ermöglicht.
Gleichzeitig wurde für morgen, den 23.05. eine öffentliche Podiumsdiskussion anberaumt. Auf diesem Treffen sollte inhaltlich folgendes thematisiert werden: „für uns geht es vielmehr darum handlungsstrategien (weiter) zu entwickeln, im mgang mit rassistischen äußerungen/handlungen. unter anderem auch auf email listen und anderen online-foren.“ (Zitat von der t*CSD Facebook Seite)

Nachdem zuerst die weiße Moderatorin Doris Liebscher zugesagte hatte, wurde dann eberfalls Natasha A. Kelly für die Moderation angefragt. Jedoch nicht vom Orgateam selbst, sondern über Doris Liebscher. Dies war bereits der erste Fehler. Natsha A. Kelly erkläre sich bereit dazu unter der Voraussetzung nicht die einzige Schwarze auf dem Podium zu sein und somit als „Alibi-Schwarze“ zu fungieren. Zudem war Natasha A. Kelly wichtig, dass diese Person queer ist, da es um Rassismus in queeren Zusammenhängen geht. Hier war der zweite Fehler, dass das Orgateam selbst nicht die Notwendigkeit erkannte eine Schwarze queere Person auf dem Podium zu haben. Natasha A. schlug Priscila da Silva vor. In diesem Gespräch kam auch die Frage auf ob Nadi, eine queere PoC/Romni bereits angefragt und eingeladen wurde. Dies wurde verneint.

Priscila als auch Natasha A. erklärten daraufhin, dass sie nur teilnehmen würden, wenn Nadi, welche seit nun 2,5 Monaten extrem aktiv ist, strukturelle rassistische Fakten zu benennen und sich auch selbst dabei als Zielscheibe heftigster rassistischer, sexistischer und klassistischer Anfeindungen aussetzte sowohl auf der Genderliste als auch auf der Mutvilla Facebookseite und nun auch auf der Facebookseite des t*CSD. Nadi machte sich die Arbeit, schrieb die rassistischen Kommentare aus der Facebookseite raus und schickte sie über die Genderliste und an die Orgagruppe des t*CSD. Vor allem auch deshalb, da es in extremer Häufigkeit zu antiromaistischen Äußerungen kam. Es wurde immer öfter die rassistische Fremdbezeichnung „Zigeuner“ in verschiedenen Post genannt. Zudem wurde sie bei der Benennung von Weißen als weiß auch von der DJ Marie Leao der t*CSD-Party als „rassistisch“ bezeichnet (auf der t*CSD Facebook Seite).

Bereits am 07.05.2013 wurde nach dem extrem ausufernden Rassismus auf der Genderliste und der Mutvilla Facebookseite die Veranstaltung „Rassismus im Berliner Queeren Netz“ von verschiedenen Menschen organisiert ( https://www.facebook.com/events/571877196177706/ ). Dabei wurden klare Forderungen und Wünsche von PoCs, Schwarzen und Rroma benannt. Eine der Forderungen an Weiße war Macht und Plätze auf dem Podium abzugeben.

Es kam zur Abstimmung innerhalb des t*CSD-Orgateams, ob Nadi eingeladen werden sollte. Die Mehrheit entschied sich dagegen und somit wurde Natsha A. Kellys und Priscials einziger Forderung nicht nachgekommen, diejenige einzuladen, die durch ihre Intervention den Anstoß zur aktuellen Diskussion über Rassismus in der Queerszene gab und den Diskurs am Leben erhielt.

Die Begründung Nadi nicht einzuladen war folgende: Die t*CSD-Orgagruppe hätten schon eine Person of Color für die Veranstaltung, daher werde Nadis Anwesenheit als nicht notwendig empfunden. Dieses erneute rassistische Handeln und Ausüben weißer Macht fördert weiße Dominanzstrukturen in der linken Queerszene.

Das t*CSD Team nahm damit in Kauf, dass Natasha A. und Priscila als auch Nadi morgen nicht anwesend sein werden. Ihre Stimmen werden also bereitwillig ignoriert und ganz bewusst erstickt, vom mehrheitlich-weißen Orgateam.

Das ist ein Hohn wenn man bedenkt, um was es bei dem Event gehen soll, nämlich darum,
rassistische Strukturen aufzubrechen und einen besseren Umgang mit rassistischen Vorfällen innerhalb der weiß-dominierten Queerszene entwickeln zu können. Liebes (mehrheitlich weißes) t*CSD Orgateam, dafür braucht es mehr als nur eine „Albi-PoC“!

Eine weitere weiße, gewaltvolle Strategie tritt hier zutage, nämlich die Vereinnahmung des Widerstandes von PoC, Schwarzen und Rroma, die trotz massiver Verletzungen sich diesen Angriffen aussetzten. Jetzt versucht das (mehrheitlich-weiße) Orgateam, den Credit zu kriegen für etwas was nur durch den starken Widerstandswillen von Schwarzen, PoC und Rroma Queers möglich war.

Wir lehnen solch heuchlerische Versuche ab, sich den Widerstand von queeren PoCs und Schwarzen anzueignen und wissentlich jene auszuschliessen, die diesen Kampf ausfechten!

So bleiben weiße Räume weiß, da die Stimmen von queeren PoC und Schwarzen Queers von weißen Queers nicht gehört werden! Durch solch ein Vorgehen kann Rassismus innerhalb der Queerszene nicht bekämpft werden!

Unter solcher weißer Machtausübung kann keine adäquate Auseinandersetzung mit rassistischen Vorfällen innerhalb der Queerszene stattfinden und auch keine Lösungsvorschläge zur Zerstörung weißer Strukturen in der Queerszene entwickelt werden!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Priscila da Silva, Nadezda, Eliah, Cash, Clara Thoms, sAn, Jen, Ele
Statement zur Perfomance von Miss Pünktchen bei der t*CSD Soliparty

statement von letzter nacht/statement from last night

*****english below****

Als t*CSD-Orga möchten wir uns für die Performance von Miss Pünktchen am heutigen
Abend entschuldigen.

Das performte Lied enthielt rassistische Wörter, unter anderem das N-Wort.

Wir haben es als Vorbereitungsgruppe verkackt den Text vorher zu überprüfen. Als wir den Text bei der Party gesehen haben haben wir nicht entschieden die Performance abzusagen, sondern die entsprechenden Passagen lautlos zu drehen.
Das hat technisch nicht funktioniert. Für die Interventionen aus dem Publikum möchten wir uns bedanken.
Unsere Entscheidung war falsch und wir sehen unsere Verantwortung für die Situation.

Wir setzen uns mit der Kritik auseinander und möchten dazu einladen beim nächsten Orga-Treffen am Donnerstag den 23.5. um 20.00 Uhr im Irving Zola Haus, Ohlauer Str. 12 mit uns zu diskutieren.

Gern könnt ihr uns auch schreiben an tcsd_network@riseup.net

Abschließend möchten wir uns noch einmal ausdrücklich bei allen entschuldigen.

********english********

As orga-group of the t*CSD we want to apologize for the performance of the artist „Miss Pünktchen“ this evening.

The performed song included racist words – also the n-word.

As preparation group we failed to check the lyrics in advance. When we saw the text at the party we didn‘t decide to cancel the performance but to mute the concerned passage. This didn‘t work technically. We want to thank the people in the audience for their interventions.
We made the wrong decision and we take responsibility for the situation.

We will deal with the criticism and want to invite you to discuss at the next orga-meeting on thursday, may 23rd at Irving Zola Haus Ohlauer Str. 12

You are also invited to write us to tcsd_network@riseup.net

Concluding we want to apologize again.